Es ist Dienstagabend, der 16. April 2019. Ich habe noch nicht gepackt. Morgen früh wird mich Ivano abholen und wir fahren dann nach Slowenien. Ziel ist ein kleines Dorf namens Kobarid, das an der Soča liegt. Dort treffen wir uns mit einigen anderen vom Kanu Club Murgenthal und werden eine super Zeit haben.

Worauf freue ich mich genau? Wie sieht es denn in Slowenien aus? Kobarid, was ist das für ein Dorf? Und vor allem: Was ist die Soča für ein Fluss?
Ich kann es kaum erwarten und will so schnell hin, wie es nur geht.
Am nächsten Tag fahren wir dann endlich los. Im Gotthard haben wir Glück, wir sind schon fast durch, als der Moderator im Radio verkündet, dass der Gotthard in Südrichtung gesperrt wird. Auch in Italien fahren wir an einem eben geschehenen Unfall vorbei und wissen, dass es einen Stau hinter uns geben wird. Nach acht Stunden Autofahrt kommen wir endlich am Camping in Kobarid an.
Nanu! Es ist niemand da?
Wir finden bald heraus, dass die anderen Paddler bereits auf dem Fluss sind. Wir fahren schnell zum Einstieg der Abseilstrecke und treffen sie dort. Der erste Eindruck der Soča hat mich überzeugt. Es ist ein kühler, türkisblauklarer Fluss mit sehr schönem Wildwasser. Auch das Wetter kann nur gute Laune hervorbringen.
Am Abend spazieren jeweils alle zusammen hoch ins Dorf. In einem Restaurant lassen wir uns kulinarisch verwöhnen. Wir Junioren haben für Ivano ein T-Shirt bedrucken lassen, um uns bei ihm für sein Engagement als Juniorenleiter zu bedanken. Dieses T-Shirt überreichen wir ihm nun. Es freut uns sehr, zu sehen, wie gerührt er ist.
Schon ist der zweite Tag angebrochen und wir besprechen das Tagesprogramm. Wir entscheiden uns dafür, die Friedhofsstrecke zu befahren. Viktor steigt dann aus und wir fahren noch die Slalomstrecke. Danach wird umgeladen um die Abseilstrecke zu fahren. Dies wird zum Standardprogramm für die Woche bis auf drei Mal, wo die erfahreneren Paddler auch noch die Schlucht paddeln.
Nach der Fahrt kommt Fabian noch auf die Idee, einen „Second Run – Double Fun“ zu machen. Also eine zweite Fahrt! Oschi ist gar nicht begeistert. Immerhin lässt sich Ivano überzeugen, nach dem Flicken seiner Rückenlehne nochmals zu paddeln. Wir Junioren nehmen uns also Zeit beim Aussteigen und betrachten die historische Bogenbrücke vor dem Camping. Nach viel hin und her überlegen haben wir den Mut gefasst und sind alle von der Brücke gesprungen. Erst später finden wir heraus, dass sie etwa 20 Meter hoch ist.
Als wir am dritten Tag die Abseilstrecke fahren, kommt Ivano mit einem Auftrag zu uns. Wir sollen Viktor auf der Abseilstrecke vorfahren und die Leitung übernehmen. Wir analysieren die Strecke. Besprechen gemeinsam wie wir die Stellen mit Viktor fahren werden und welche Passagen er besser umtragen soll. Zum Auftrag gehört auch, dass wir Viktor auf der Fahrt begleiten. So entsteht das Projekt “Viktor auf der Abseilstrecke”.
Besonders vorsichtig sind wir am nächsten Tag die Abseilstrecke gepaddelt. Wir haben uns jede Schwierigkeit sehr genau angeschaut und die Diskussionen über die einzelnen Stellen sind angeregt. Diese Debatten ziehen sich noch über drei Tage hinweg, bis zum Ostermontag. Nun sind wir bereit, Viktor mit auf die Abseilstrecke zu nehmen. Auch Viktor fühlt sich bereit, denn Ivano hat am Vortag intensiv mit ihm trainiert. Bis auf wenige kleine Fehler ist die Abfahrt allen Beteiligten sehr gut gelungen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Projektverlauf.
Mit dem Dienstag, sogleich auch dem letzten Paddeltag, kommt das schlechte Wetter. Es hat den ganzen Tag nur geregnet und nach dem Regen hat’s geschifft und nach dem Schiffen hat’s geseicht. Genauso wie Peach Weber es über die Schweiz singt. Und trotz dem ganzen Regen hat sich der Wasserstand kaum verändert. Doch unsere Paddler-Launen lassen sich nicht so schnell verderben.
Am letzten Tag packen wir also alles im kühlen Nass zusammen. Kurz nach der slowenischen Grenze hört der Regen wieder auf und die Heimreise bleibt mehrheitlich trocken.
Nun bin ich bereits wieder einige Wochen in der Schweiz und will diesen Bericht mit einem knackigen Fazit beenden: Beim Zurückdenken an die Woche in Slowenien kommen mir nur gute Erinnerungen in den Sinn. Wir hatten alle sehr viel Spass und konnten von vielen besonderen Erlebnissen berichten. Nun müssen wir die Zeit damit verbringen, nostalgisch in unseren Erinnerungen zu schwelgen. Doch wir alle wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir das nächste Mal zur Soča fahren. Besonders wir Junioren hatten noch nicht genug und hoffen auf weitere, viele spannende Erlebnisse auf der Soča sowie auch auf anderen Flüssen.